IMHO: Ist Apple wirklich die DDR der Technologie?

Screenshot von Spiegel Online mit den aktuellen SPON Kolumnisten. Unter anderem auch Sascha Lobo.
Screenshot von Spiegel Online mit den aktuellen SPON Kolumnisten. Unter anderem auch Sascha Lobo.

Sascha Lobo vergleicht in der Spiegel Online Kolumne S.P.O.N. heute Apple sehr provokativ mit der DDR und behauptet:

„Apples Walled Garden, das geschlossene, digitale Reich von Steve Jobs, ist eine Art DDR der Technologie, das für echte und vermeintliche Sicherheit einen entscheidenden Teil der Freiheit aufgibt.“

Ich finde, dass er nicht nur mit dieser Metapher sehr daneben liegt, sondern auch mit einigen anderen Behauptungen in seiner Kolumne, der er den Titel „Das dunkle Reich des Steve Jobs“ gegeben hat. Das beginnt meiner Meinung nach schon in der These:

„In Wahrheit ist die Herstellung von Technologie, vor allem von Software, längst gesellschaftsdefinierend und damit ein politischer Akt.“

Sicherlich definiert Software mittlerweile unsere Gesellschaft und könnte meiner Meinung nach auch politisch eine Rolle spielen, etwa mit einem sozialen Netzwerk, dass Bürger direkter am demokratischen Prozess teilhaben lässt. Aber die Herstellung von Technologie ist damit noch längst nicht gesellschaftsdefinierend. In erster Line ist es sogar andersherum, wirklich erfolgreiche Produkte werden market-driven entwickelt. Und der Erfolg von Apple in den letzten Jahren ist für mich ein Indiz, dass es Steve Jobs mit seinem Unternehmen geschafft hat, seine Produktentwicklung im Hinblick auf Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen sehr erfolgreich umzusetzen.

Apple hat, meiner Meinung nach, die Bedürfnisse und Wünsche einer mehr und mehr digitalen Gesellschaft sehr gut erkannt und umgesetzt. Eine Revolution entsteht nur dann, wenn es eine kritische Masse gibt, die nach einer Veränderung schreit. Apple konnte mit iPod, iPhone und iPad nur deswegen eine Usability-Revolution hervorrufen, weil die Benutzer danach verlangten. Mit Facebook ist es ähnlich, aber wesentlich komplexer, zeigt aber noch deutlicher, wie falsch Lobo mit seiner These liegt. Den Drang nach sozialen Kontakten kann man nämlich wirklich als gesellschaftsdefinierend bezeichnen. Der Erfolg von Facebook basiert darauf – und nicht umgekehrt. Sascha Lobos abschließende Forderung finde ich daher absolut widersinnig:

„Ein Konzern wie Apple sollte sich in seiner Software-Entwicklung stärker als bisher nach gesellschaftlichen Anforderungen richten müssen und nicht nur nach eigenen Vorstellungen, weil Apple eine gesellschaftliche Wirkung hat. Die Politik muss das oxymoronhaft anmutende Kunststück schaffen, durch Regulierung Offenheit und Freiheit in der digitalen Gesellschaft zu erzwingen und zu erhalten. Zwangsoffenheit, das mag sich so verquer anhören wie Friedenstruppen oder Frauenquote. Aber sie ist ärgerlicherweise ebenso notwendig.“

Letztendlich will der Großteil der Benutzer Geräte, die sicher und einfach zu bedienen sind. Chic aussehen sollen sie natürlich auch. Gerade die Sicherheit ist leider in geschlossenen Systemen besser zu garantieren. Das führt Lobos Forderung ad absurdum, schließlich ist es Apples Rezept für die erfolgreiche Produktentwicklung, sich an gesellschaftlichen Anforderungen zu orientieren. In der DDR war das im Übrigen ganz anders. Dort wurde nicht market-driven gewirtschaftet, sondern was und wie es produziert wird, wurde diktiert. Dass, das auf Dauer nicht funktioniert, hat man auch mitbekommen. Regulierungsbehörden oder gesetzliche Quoten sind, meiner Meinung nach, immer ein kleiner Schritt in Richtung Sozialismus und sollten nur sehr vorsichtig genutzt werden.

Komisch nur, dass der Lobo Apple mit einem sozialistischen System, nämlich der DDR vergleicht, aber letztendlich Regulierung und Zwangsoffenheit fordert. Liegt aber vielleicht einfach in der Natur seiner politischen Couleur … Ich würde Apple, wenn schon etwas provokant, mit einer Sekte vergleichen. Das ist, finde ich aber auch nichts richtig Neues. Die Apple Fans haben Steve Jobs schon längst zu ihrem Erlöser gehuldigt und Kritiker warnten Apple User sogar schon vor dem Stockholmsyndrom.

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Michael

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